Obdachlosigkeit SymbolbildDie Zahl der Obdachlosen wird in den kommenden Monaten steigen.
Diesen Artikel teilen

Die meisten von uns sind in der glücklichen Lage, ein warmes Zuhause, ein Dach über dem Kopf und regelmäßigen Zugang zu warmen Mahlzeiten und Sanitätseinrichtungen zu haben. Das ist nicht für alle Menschen selbstverständlich, nicht einmal in der Hauptstadt eines der reichsten Länder. Besonders in den kommenden Wintermonaten gelten meine Gedanken und meine Solidarität denjenigen, die es nicht so gut haben und die unsere Hilfe benötigen. Hier sehe ich klar den Staat und die Solidargemeinschaft in der Pflicht.

Auf die große Anfrage der SPD-Fraktion Marzahn-Hellersdorf vom November antwortete Bezirksstadträtin Nadja Zivkovic (CDU), es würden im kommenden Winter 2022/23 im Bezirk nur zehn Kältehilfeplätze zur Verfügung gestellt. Das scheint angesichts der gestiegenen Energiepreise und Lebenshaltungskosten im Hinblick auf den kommenden Winter geradezu fahrlässig. Auch das Modellprojekt der ‚24/7 Unterkünfte‘ der Senatssozialverwaltung, welches obdachlosen Menschen jederzeit offen steht und darüber hinaus auch Essen und Beratungsangebote bereithält und von der Berliner Stadtmission, dem Internationalen Bund (IB) und der Stiftung zur Förderung sozialer Dienste (FSD) betrieben wird, wird zwar vom Bezirksamt als sinnvoll bewertet; es ist jedoch nicht geplant, sich für eine baldige Realisierung in unserem Bezirk einzusetzen.

Zusammen mit der SPD-Fraktion Marzahn-Hellersdorf setze ich mich für eine Schaffung von mehr Kapazitäten in der Kältehilfe im Bezirk ein. Dass nur zehn Plätze zur Verfügung stehen und nicht rund um die Uhr ein Aufenthaltsort für obdachlose Menschen offensteht, ist ein Armutszeugnis und macht mir große Sorgen für den kommenden Winter. Gerade unter obdachlosen Menschen sind Risikofaktoren, die besonders vulnerabel gegenüber der Kälte machen, stark verbreitet. Obdachlose haben ein drei- bis viermal erhöhtes Risiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung, vorzeitig zu sterben (das und andere wichtige Infos hier nachzulesen im Ärzteblatt). Auch die Bedürfnisse obdachloser Frauen und Jugendlicher müssen besonders berücksichtigt werden – und auch hier versagt der Bezirk bislang.

Außerdem möchte ich mich besonders stark machen gegen obdachlosenfeindliche Architektur bei Bauprojekten im Bezirk – und bin hier immer dankbar für Ihre Hinweise: wann immer Sie ein Möbelstück zur öffentlichen Nutzung sehen, das obdachlosen Menschen durch Barrieren explizit das Liegen oder den Aufenthalt erschwert, schreiben Sie mir an mail@mahlsdorf-morgen.de!

Und – eine Bitte: neben all dem Alltagsstress, halten Sie Ausschau nach Menschen, die Hilfe brauchen und fragen Sie nach, was Sie tun können! Das kostet nichts. Was beispielsweise immer geht: Anbieten, den Kältebus der Berliner Stadtmission anzurufen (030 690 333 690, zwischen 20:00 Uhr und 2:00 Uhr). Am besten die Nummer gleich einspeichern!